Das historische Herz von Estlands Hauptstadt wurde zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert erbaut. Damals war die Stadt unter dem Namen Reval bekannt und gehörte zum Hansebund. Mit ihren verwinkelten Kopfsteinpflastergassen, der hanseatischen Architektur, den Giebelhäusern, den halb verborgenen Innenhöfen und den vielen Kirchen hat die Altstadt von Tallinn sich ihren Platz als UNESCO-Weltkulturerbes redlich verdient hat.
In der Vergangenheit war das Zentrum der Stadt Tallinn in zwei Bereiche unterteilt. Die Unterstadt, lokal als All-linn bekannt, ist eine der am besten erhaltenen mittelalterlichen Städte Europas, während die Oberstadt, Toompea, schon immer der Sitz der Macht in Tallinn war. Toompea liegt auf einem hohen Kalksteinhügel, während All-linn am Fuße des Hügels liegt. Zusammen bilden sie eine wunderschöne Skyline, die sowohl vom Land als auch vom Meer aus sichtbar ist.
Im Zentrum der Altstadt befindet sich die größte Touristenattraktion der Stadt, der Rathausplatz mitsamt dem Rathaus und dem dazugehörigen Turm. Den Raekoja plats, wie er auf Estnisch heißt, gibt es in Tallinn seit mindestens 1322. Das Rathaus von Tallinn ist ein gotisches Gebäude mit einem hohen Turm, der das Bild des Platzes beherrscht.
Im Sommer tummeln sich hier die Menschen in den zahlreichen Cafés und der Platz ist Schauplatz für Open-Air-Konzerte, Messen und Mittelaltermärkte. Im Winter werden auf dem Platz der Weihnachtsbaum und der Weihnachtsmarkt der Stadt aufgestellt. Anfang Juni finden auf dem Platz die Altstadttage statt, eine moderne Version des mittelalterlichen Karnevals mit Konzerten, Ausstellungen, Theateraufführungen, Jahrmärkten und vielen anderen unterhaltsamen Aktivitäten.
Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Unterstadt gehören die Stadtmauer und ihre Türme. Die Kalksteinmauer hatte ursprünglich eine Länge von fast 4 km mit 8 Toren und 46 Türmen. Heute sind noch fast 2 km der Mauer und 20 Wehrtürme erhalten.
In der nordwestlichen Ecke der Altstadt befinden sich die Türme Nunna, Sauna und Kuldjala, die für Besucher geöffnet sind, sowie die sie verbindende Mauer. Sie können den Nunna-Turm besteigen und, sofern Sie keine Höhenangst haben, auf der Mauer, die bis zu 14 bis 16 Meter hoch ist, entlangspazieren.
Tallinn hat mehr als 20 Kirchen, die meisten von ihnen befinden sich in der Altstadt. Auf dem Toompea-Hügel befinden sich zwei der bekanntesten Kirchen der Stadt, die russisch orthodoxe Alexander-Newski-Kathedrale und die Marienkathedrale, auch als Tallinner Dom bekannt.
Die St. Marien-Kathedrale ist eine mittelalterliche Kirche im Zentrum des Toompea-Hügels. Die vor 1233 errichtete Kathedrale wurde seither mehrfach umgebaut, was zu einer Mischung verschiedener Baustile führte. Der gewölbte Hauptteil stammt aus dem 14. Jahrhundert, während der barocke Turm in den späten 1770er Jahren hinzugefügt wurde.
Die St. Alexander-Newski-Kathedrale ist Estlands wichtigste russisch-orthodoxe Kathedrale und eines der Wahrzeichen der Stadt. Der zwiebelförmige Bau thront auf dem Toompea-Hügel. Die im Jahr 1900 erbaute Kirche ist reich mit Mosaiken und Ikonen verziert. In den Türmen der Kirche befinden sich die mächtigsten Kirchenglocken Tallinns, die aus 11 Glocken bestehen und vor jedem Gottesdienst erklingen.
Die südwestliche Ecke der Altstadt war schon immer der Sitz der Macht in der Hauptstadt Estlands. Die erste steinerne Festung wurde hier von den deutschen Schwertrittern im frühen 13. Jahrhundert erbaut.
Alle fremden Reiche, die Estland in der Vergangenheit besetzt haben, nutzten die Burg als Stützpunkt. Heute beherbergt die Burg Toompea das estnische Parlament, den Riigikogu. Der Tradition nach regiert diejenige Nation das Land, deren Flagge auf dem Pikk Hermann weht.
Aufgrund ständiger Umbauten und Umgestaltungen sehen einige Teile der Burg sehr unterschiedlich aus. Von vorne sieht das Schloss aus wie ein rosafarbener Barockpalast aus der Zeit von Katharina der Großen.
Von der Rückseite, am Fuße des Hügels, zeigt sich das Schloss von seiner mittelalterlichen Seite. Und am südlichen Rand des Schlosses, vom Gouverneursgarten aus, ist der 46 Meter hohe Pikk-Hermann-Turm gut zu erkennen.
Neben den zahlreichen historischen Sehenswürdigkeiten beherbergt die Altstadt auch viele der kulturellen Sehenswürdigkeiten Tallinns. Die Stadt hat eine langjährige Cafékultur, die sich seit jeher um die Altstadt dreht. Von Maiasmokk, dem ältesten Café der Stadt, bis zur Pierre Chocolaterie im versteckten Meisterhof und vielen anderen. Die Cafés in der Altstadt sollten Sie sich nicht entgehen lassen.
Außerdem beherbergt die Altstadt zahlreiche Museen, von denen einige in alten Wehrtürmen untergebracht sind. Eines der beeindruckendsten Museen hier ist das Festungsmuseum Kiek in de Kök. Einst war dies der mächtigste Artillerieturm des Baltikums, heute erzählt er mit seinen unterirdischen Gängen und Kanonen die Geschichte der Stadt.
Weitere Museen in der Altstadt von Tallinn sind das Niguliste-Museum, das Estnische Theater- und Musikmuseum, das Tallinner Museum der Ritterorden und das Museum für Fotografie im ehemaligen Gefängnis der Stadtverwaltung.